06.09.2021
Die Vision der Eisenacher Bildungslandschaft
von Juliane Kumst
Das Thema „Bildung“ bzw. die „Gestaltung von Bildungslandschaften“ steht kommunalpolitisch seit geraumer Zeit hoch im Kurs. Die Gestaltung einer Bildungslandschaft gehört fast schon „zum guten Ton“ – möchte man als Kommune im nationalen und internationalen Wettbewerb um potentielle Fachkräfte konkurrenzfähig bleiben. Denn Bildung wird als entscheidender Standortfaktor für eine Region angesehen. Und so wurde auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept der Stadt Eisenach 2030 als erstes Entwicklungsziel festgehalten, die Stadt zum „Bildungs- und Innovationszentrum für die Region“ auszubauen. Ein vielfältiges Bildungsangebot sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich kann jungen Familien als wichtiges Entscheidungskriterium dafür dienen, an welchem Ort sie leben, lernen und arbeiten möchten. Weiterhin kann ein ausgewogenes und einfach zugängliches Angebot Chancengerechtigkeit fördern.
Eisenach zeichnet sich durch eine vielfältige Bildungslandschaft aus: von zahlreichen Kindertageseinrichtungen, allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in staatlicher und freier Trägerschaft und dem Campus der Dualen Hochschule Gera-Eisenach über eine bunte Vereinslandschaft bis hin zu zahlreichen kulturellen Einrichtungen wie die Wartburg, das Bach- und Lutherhaus sowie das Thüringer Museum. Überall findet Bildung statt – genauer gesagt: „Lernen“ – und zwar ein Leben lang. Doch was macht eine Bildungslandschaft aus? Wie kann man diese weiterentwickeln und eine breite Beteiligung ermöglichen?
Mit diesen Fragen haben sich zahlreiche Akteur:innen auf den beiden Bildungskonferenzen im September 2018 und März 2019 in Eisenach auseinandergesetzt. Vertreten waren viele Bildungseinrichtungen, bekannte Persönlichkeiten aus der Lokalpolitik und interessierte Bürger:innen. Die Teilnehmenden tauschten sich über relevante Themenschwerpunkte für ein Bildungsleitbild aus.
Beide Veranstaltungen wurden durch die Mitarbeiterinnen des Projekts „Bildung integriert“, Frau Kumst und Frau Schönberg, organisiert. Die Befürchtung, dass es sich hierbei um ein zu „sperriges“ und schwer zugängliches Thema handelt, wurde zum Glück nicht bestätigt. Und so waren die beiden Veranstaltungen geprägt von regem Austausch, abwechslungsreichen Anregungen und gewinnbringenden Ideen. Gleich zu Beginn der ersten Konferenz wurde durch den Dezernenten Ingo Wachtmeister betont, dass es sich bei der Leitbildentwicklung um einen gemeinschaftlichen Prozess handelt. Jede:r Einzelne, jede Institution – ob Verein, Kita, Schule oder Museum etc. – war und ist dazu aufgefordert, der Vision der Eisenacher Bildungslandschaft mit dem eigenen Können, Wissen und Handeln Leben einzuhauchen.
Viele Entwürfe, Absprachen, Korrekturen und Diskussionen später wurde das Eisenacher Bildungsleitbild am 9. September 2019 vom Eisenacher Stadtrat verabschiedet. Folgende Schwerpunktthemen wurden in dieser Vision festgehalten: Lokale Bildungslandschaft, Lebenslanges Lernen, Chancengerechtigkeit, (Weiter-)Entwicklung bedarfsgerechter Bildungsangebote und Gestaltung der Übergänge.
Nun kommen wir zu der eigentlich spannenden Frage: Was passierte im Anschluss mit dem Leitbild? Hat es das gleiche Schicksal wie so viele andere Konzepte und Strategien ereilt? Gesprochen wird hier von der sprichwörtlichen Schublade, in der so manches Konzept oder Strategiepapier verschwunden ist. Wie wird an der Vision der Eisenacher Bildungslandschaft weitergearbeitet?
Das Bildungsleitbild dient beispielsweise dem datenbasierten Kommunalen Bildungsmanagement als Orientierung. So wurde 2020 mit dem ersten Eisenacher Bildungsbericht zu „Chancengerechtigkeit und Übergangsgestaltung im Bereich der frühkindlichen Bildung und Primarstufe in Eisenach“ eines der identifizierten Schwerpunktthemen aufgegriffen.
Einen kreativen Ansatz, sich dem Leitbild anzunähern, wählte im vergangenen Jahr das AWO Kinder- und Jugendhaus East End. In einem Kunstprojekt setzte sich eine Gruppe Jugendlicher mit den einzelnen Schwerpunktthemen und der dahinterliegenden Bedeutung auseinander. Entstanden sind fünf Bilder. Ihre Arbeit stellten sie im Dezember 2020 in der Lenkungsgruppe Kommunale Bildung vor. In dem Gremium kommen die zentralen Bildungsakteur:innen der Kommune in regelmäßigen Abständen zusammen (darin vertreten: u.a. Amt für Bildung, Jugendamt, Schulamt Westthüringen, Jobcenter Eisenach, Agentur für Arbeit Suhl, IHK Erfurt). Die Akteur:innen zeigten sich begeistert von der Arbeit und dem Engagement der Jugendlichen. Die jungen Erwachsenen betonten, dass sie sich dem Thema weiterhin kreativ widmen wollen.
Letztlich hat es jede:r einzelne Eisenacher:in und jede hier beheimatete Institution selbst in der Hand, den Zielen des Leitbildes Rechnung zu tragen – durch einzelne Projekte, regelmäßige Netzwerktreffen oder themenspezifische Fachveranstaltungen. Dabei nimmt die Kommune eine zentrale Steuerungsfunktion ein. Wie bei so vielen Themen handelt es sich hier um einen interdisziplinären Lernprozess, der von Beteiligung lebt. Wir sind gespannt und freuen uns auf weitere kreative, innovative und begeisterungsfähige Arbeiten, die die Vision der Eisenacher Bildungslandschaft lebendig machen.
Quellen
Bildungsleitbild der Stadt Eisenach (zuletzt aufgerufen am 20.05.2021)
Dokumentation zur I. Bildungskonferenz in Eisenach (zuletzt aufgerufen am 20.05.2021)
Dokumentation zur II. Bildungskonferenz in Eisenach (zuletzt aufgerufen am 20.05.2021)
Stadtentwicklungskonzept der Stadt Eisenach (zuletzt aufgerufen am 17.05.2021)