Netzwerk Stiftungen und Bildung

22.02.2021

Bildung ist Gemeinschaftsaufgabe – Kommunal-zivilgesellschaftliche Bildungspartnerschaften vereint im Netzwerk Stiftungen und Bildung

von Sabine Süß

Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ Dem Grundgedanken einer gemeinsamen Verantwortungsgemeinschaft für Bildung vor Ort folgt das Netzwerk Stiftungen und Bildung seit sechs Jahren. Verfolgt wird die Idee eines bundesweiten Netzwerkes von Stiftungen und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren, die sich für die Entwicklung von lokalen Bildungslandschaften stark machen, bereits seit 2009. Damals erprobten Kommunen und Stiftungen im Programm „Lernen vor Ort“, wie man für Bildung vor Ort systematisch zusammenarbeiten kann und welche Grundlagen es dafür braucht. Was sich so einfach anhört, hatte aber einen zweifachen Haken: Nicht nur, dass die Abläufe in kommunaler Verwaltung und Politik und in Stiftungen grundsätzlich verschieden sind, so war die verbindliche Kooperation zwischen Stiftungen ebenso Neuland wie zwischen Kommunen und Stiftungen. Dennoch wurde und ist klar, dass sich Bildungsentwicklung und persönliche Bildungserfolge ohne das Engagement der Zivilgesellschaft nur begrenzt ermöglichen lassen und dass systematisch koordinierte Kooperation zwischen lokalen Akteuren aller Couleur ein wirkungsvolles Instrument für qualitätsvolle Bildungsergebnisse ist.

Über die vergangenen zehn Jahre haben sich in vielen Kommunen – meist in einzelnen Bildungsbereichen wie Inklusion, Demokratiestärkung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, digitale Transformation oder kulturelle Bildung – dauerhafte Kooperationen zwischen den kommunalen und zivilgesellschaftlichen Ebenen etabliert. Mal wurde mit einem Projekt begonnen und man hat gesehen, dass sich gemeinsam Synergien nutzen und Ressourcen bündeln lassen. Andere haben mit einem Blick auf die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Strukturschärfungen in der Verwaltung begonnen. Beide Ansätze machten jedoch dasselbe deutlich: Die Erfolge von Projekten als Einzelmaßnahmen hängen davon ab, wie gut sie organisch in lokale Entwicklungen und Prozesse eingebettet sind. Damit das gelingen kann, braucht es Strukturen, die als Orientierung und verbindliche Leitplanken dienen. Erst dann lässt sich die Nachhaltigkeit von lokaler Bildungsarbeit verwirklichen.

Was aber sind die Voraussetzungen für das Gelingen dieses kooperativen Ansatzes für eine nachhaltige Bildungslandschaft vor Ort? Für kommunal-zivilgesellschaftliche Bildungspartnerschaften im obigen Sinne braucht es aus Sicht des Netzwerkes Stiftungen und Bildung eine offene und wandlungsbereite kommunale Verwaltung und Politik, die Engagement für Bildung als Gewinn für ihre Kommune betrachtet. Es braucht aber auch genauso zivilgesellschaftliche Akteure, die sich einer wesensfremden Partnerschaft mit Kommune, Wirtschaft und Partnerschaft öffnen. Je mehr in der Verwaltung und Politik ebenso wie in der Öffentlichkeit erkannt wird, dass sich der Aufwand für diese Form der etablierten Zusammenarbeit lohnt, desto mehr können sie gemeinsam dazu beitragen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre Talente entfalten und an der Gestaltung der Gesellschaft teilhaben können.

Das Netzwerk Stiftungen und Bildung unterstützt diese lokalen Entwicklungen. Die aktuell über 630 Netzwerkteilhaberinnen und -teilhaber (Netties) aus 500 zivilgesellschaftlichen Organisationen sind in Kommunen zu Hause und engagiert. Sie kennen sich dort gut aus: Sie identifizieren Handlungsbedarf und planen Maßnahmen, sie haben besondere Kontakte in die Bürgerschaft, sie können Botschaften aufnehmen und vermitteln. Damit sind die Netties als Multiplikatoren und Ermöglicher in viele Richtungen aktiv. Auf der kommunalen Ebene bereichern sie die Bildungsentwicklung durch ihr vielfältiges Wissen und ihre Flexibilität, auf akuten Bedarf schnell und unbürokratisch zu reagieren. Überregional geben sie ihr Erfahrungswissen weiter und bringen Erkenntnisse der anderen Netties in ihre eigene Kommune ein. Neben den zivilgesellschaftlichen Engagierten gibt es zudem den Kreis der Freunde des Netzwerkes, meist staatliche Akteure, die die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk schätzen und davon profitieren.

Im Netzwerk sind für den regionalen und bundesweiten Wissenstransfer die sogenannten Stiftungsnetzwerke Bildung auf Länderebene etabliert, in denen auf regionale Besonderheiten geachtet wird. Die regelmäßigen Treffen dienen dem Informationsaustausch und der Transparenz zwischen den beteiligten Stiftungen und Organisationen, dem Transfer von guten Ideen und Modellen, aber auch der Qualifizierung in selbstgewählten Fachthemen. Die Sitzungen finden halbjährlich im Rotationsprinzip bei gastgebenden zivilgesellschaftlichen Akteuren nichtöffentlich statt. Die kontinuierliche Zusammenarbeit in einer vertrauensvollen Umgebung stärkt das individuelle Handeln.

Eine bildungsorientierte strukturierte Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft in der Kommune kann sich in formlosen runden Tischen bis zu formalen Verbünden (Lokale Stiftungsverbünde) oder anderen verbindlichen Zusammenschlüssen zeigen. Solche Kooperationen erhöhen die Sichtbarkeit und erleichtern die Ansprechbarkeit der Beteiligten. Das ist aus Sicht des Netzwerkes Stiftungen und Bildung eine erste Grundlage für kommunal-zivilgesellschaftliche Bildungspartnerschaften, die über eine sporadische Zusammenarbeit hinausgehen wollen. Zudem zeigt die Erfahrung des Netzwerkes, dass es auf Seiten der Kommune vorteilhaft ist, wenn diese die Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Gruppen bei der strategischen Planung der lokalen Bildungsentwicklung integriert und die Zivilgesellschaft bei der Gestaltung entsprechender Maßnahmen beteiligt ist.

Eine vertrauensvolle, in der Zusammenarbeit vor Ort verankerte Bildungspartnerschaft erföffnet für Kommunen wie Zivilgesellschaft eine mittel- bis langfristige Planungssicherheit und einen Handlungsspielraum, der nicht nur Lösungen für den tagesaktuellen Handlungsbedarf generiert, sondern auch zukunftsorientiertes Denken ermöglicht. Ein gemeinsames Handeln steigert zudem das Potenzial, für alle mehr zu erreichen. Und ein solidarisches Miteinander – so die Überzeugung des Netzwerkes Stiftungen und Bildung – fördert darüber hinaus das Verständnis füreinander und stärkt damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Professor Dieter Euler, Universität St. Gallen, und einer der wissenschaftlichen Begleitforscher der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement hat es vor Kurzem mit der Antwort auf die Frage, warum Innovationen im Bildungsbereich in der Kommune nötig sind, zusammenfassend auf den Punkt gebracht: „Die gesellschaftlichen Herausforderungen, wie beschleunigte technologische Entwicklung und ihre Folgen zum Beispiel für die Berufsbildung, die in Kommunen bei absehbarer Ressourcenknappheit gelöst werden müssen, können nicht ressortintern gelöst werden und erfordern eine übergreifende Zusammenarbeit. Die Partizipation der Zivilgesellschaft ist eine qualitative Verbesserung der Bildungsarbeit.

Bei Fragen und Interesse am Netzwerk Stiftungen und Bildung wenden Sie sich gerne an die Leiterin der Koordinierungsstelle, Sabine Süß, E-Mail: sabine.suess@stiftungen-bildung.de

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