21.02.2022
Umweltstation Lias-Grube – Bildung in und mit der Natur
von Nicole Diller
Frösche und Gelbbauchunken quaken in den kleinen Teichen und Grillen zirpen auf der großen Streuobstwiese in der ehemaligen Tongrube in Unterstürmig – zum Glück! Denn eigentlich sollte in die Lias-Grube nach dem Ende des Tonabbaus vor über zwanzig Jahren Erde eingefüllt und anschließend mit Fichten aufgeforstet werden. Erfreulicherweise kam jedoch alles anders: Dank der Marktgemeinde Eggolsheim, der Firma Liapor, dem Bund Naturschutz Kreisgruppe Forchheim, dem Landesbund für Vogelschutz und Vertreter*innen der regionalen Politik wurde aus der ehemaligen Abbaugrube eine Umweltbildungsstätte mit überregionaler Bedeutung. Als Träger gründete sich 1998 der Förderverein Umweltstation Lias-Grube Unterstürmig e.V., der mit einer offiziellen Anerkennung als Umweltstation durch das Bayerische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz startete.
Naturschutzgebiet ohne Zäune
In der Lias-Grube wurde Natur-Erleben möglich. Es entstand ein Biotop, in dem sowohl der Mensch als auch die Natur Platz hat. Ohne Zäune und ohne Verbote, lediglich mit der Bitte, das inzwischen als Flora-Fauna-Habitat (FFH) ausgewiesene europaweite Schutzgebiet aus Rücksicht auf die am Boden brütenden Vögel nicht zu betreten. Dies wird auch heute noch kindgerecht allen Besucher*innen erklärt. Denn Natur braucht Raum, genauso wie der Mensch.
Bau des ökologischen und baubiologischen Umweltzentrums mit Schlafhäuschen
Im Jahr 2008 wurde die Umweltstation um ein gut ausgestattetes Umweltzentrum erweitert. Zum Umweltzentrum gehören u.a. eine umfangreiche Umweltbibliothek sowie mehrere Seminar- und Tagungsräume. Im Umweltzentrum kann auch zu jeder Jahreszeit übernachtet werden: Die gemütlichen Lehm- und Holzhäuschen, die sich kreisförmig um zwei überdachte Innenhöfe gruppieren, sind beheizbar. Übernachten in der Lias-Grube ist eine ideale Alternative zu Jugendherbergen oder Schullandheimen. Die Besucher*innen des Umweltzentrums haben zudem die Möglichkeit, umweltpädagogische Angebote aus einer breiten Themenpalette zu buchen.
Tatkräftige Unterstützung für den Förderverein
Mit Hilfe der Marktgemeinde, des Landkreises, der ortsansässigen Banken, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der europäischen Union, dem bayerischen Umweltministerium und vielen weiteren Stiftungen, Unterstützer*innen und Spender*innen, die teilweise auch selbst beim Bauen mithalfen, konnte innerhalb von zwei Jahren Bauzeit das jetzige Umweltzentrum fertiggestellt werden – mit regionalen Baustoffen von regionalen Handwerksbetrieben in ökologischer Bausweise.
Bei den beiden Jugenddörfern durften zahlreiche große und kleine Besucher*innen mithelfen – in Lehmbauworkshops, beim Anmischen von ökologischen Farben oder beim Bau der Strohballenküche. Auch ein Vogelmuseum ist dabei entstanden, möglich gemacht durch eine Schenkung von Gunter Brokt, Forchheim.
Der Landrat des Landkreises Forchheim ist seit jeher der 2. Vorsitzende des Fördervereins Umweltstation Lias-Grube Unterstürmig e.V. Jährlich unterstützt der Landkreis die Umweltstation mit einem vierstelligen Betrag. Gemeinsam wurden viele verschiedene Projekte auf den Weg gebracht, zum Beispiel die Weiterentwicklung des umweltpädagogischen Angebots im Wildpark Hundshaupten sowie gemeinsame Fachsprechstunden im Bereich ökologisches Bauen und Energie sparen.
Nachfrage steigt mit Nachhaltigkeit im Programm
Die Zahl der Besucher*innen stieg von Jahr zu Jahr kontinuierlich an, ebenso die Anzahl der Mitarbeiter*innen, um der Nachfrage nach umweltpädagogischen Veranstaltungen gerecht zu werden. Die Mitarbeiter*innen – ausgewiesene Fachkräfte – werden vom Förderverein der Umweltstation beschäftigt. Spenden und Fördergelder machen das möglich. Im Zentrum der Bildungsangebote steht stets das Natur-Erleben. Mit Hand, Herz und Gummistiefel die Natur und die Umwelt schätzen und damit schützen lernen – das wird vermittelt. Hinzu kommen viele Bildungsangebote nach dem Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – Kompetenzen von Menschen zu fördern und sie damit in ihrer Zukunftsfähigkeit zu stärken.
Besucher*innenmagnet Lias-Grube
Jährlich nehmen über 15.000 kleine und große Besucher*innen an ca. 600 Veranstaltungen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und zum Thema Nachhaltigkeit teil. Über 3.500 Gäste, hauptsächlich Schulklassen und Kindergärten, nutzen die Übernachtungsmöglichkeiten in den kleinen Häuschen aus Ton, Stein und Stroh.
Und auch außerhalb des Geländes der Lias-Grube ist die Umweltstation im Bildungsbereich aktiv: Das inzwischen 14-köpfige Team fährt regelmäßig in die Kindergärten und Schulen des Marktes und des Landkreises, um dort Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel, Ernährung oder Konsum entweder gemeinsam mit den Kindern oder in Form von Fortbildungen für Erzieher*innen und Lehrer*innen zielgruppengerecht zu vermitteln. Und auch in Tschechien, in Baden-Württemberg und in Unterfranken ist das Lias-Grube Team im Bereich BNE aktiv.
Kooperationen mit Ganztagsschulen und der Marktgemeinde Eggolsheim
Zur Bildungsarbeit der Umweltstation gehören darüber hinaus auch Kooperationen mit Ganztagsschulen: Als einzige Umweltstation Bayerns kommen im Rahmen der gebundenen Ganztagsschule einmal pro Woche mehrere Schulklassen in die Lias-Grube – also Nachhaltigkeit von klein auf schon ab der 1. Klasse als fester Unterrichtsbestandteil.
Zudem möchte die Marktgemeinde Eggolsheim die Mitarbeit von Kindern in kommunalen Prozessen weiter stärken. Jedes Jahr greift sie daher im Rahmen von Kooperationsprojekten mit der Umweltstation Lias-Grube ein aktuelles Thema wie zum Beispiel Energie und Klimaschutz, Ernährung, Ressourcen oder Diversität auf. Alle Kinder, die im Gemeindegebiet eine Schule oder Kindertagesstätte besuchen, können daran teilnehmen. Sie werden anhand einer großen Methodenvielfalt in ihren Kompetenzen gestärkt und motiviert, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Wasser in Zeiten des Klimawandels
Im Rahmen des Jahresprojekts 2022 Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Wasser in Zeiten des Klimawandels möchte die Umweltstation das Thema Wasser in Bezug auf den drohenden Klimawandel aufgreifen, in vielfältigen Facetten kritisch beleuchten und Zusammenhänge zwischen unserem jetzigen Handeln und den Folgen mit Bezug auf die Region vor Ort aufzeigen.
Im Rahmen dieses Projekts finden ab sofort Veranstaltungen für Kindergärten und Schulklassen der Region statt. Die Inhalte der Veranstaltungen werden auf das Alter der Teilnehmer*innen abgestimmt.
Angeboten werden viele verschiedene Veranstaltungen, wie zum Beispiel das Wasser-Erlebnis, bei dem der Lebensraum Wasser im jahreszeitlichen Verlauf erforscht wird. Die Überlebenskünstler hingegen widmen sich der Frage: Was machen Tiere, wenn es heiß und trocken ist? Mit Spielen und Experimenten erfahren die Teilnehmer*innen, wie sich Tiere kühl halten und trocknere Zeiten überstehen. Dabei lernen die Kinder auch, wie sie der Natur, bei den immer heißer und trockner werdenden Sommern, helfen können.
Weitere Informationen zu den Angeboten und aktuellen Projekten finden Sie auf der Website der Umweltstation: www.umweltstation-liasgrube.de