Fängt Bildung erst beim Rechnen und Schreiben an? Nein!

08.08.2022

Der Sportverein als Bildungsort

von Katharina Morlang

Wer an Bildung und Lernen im eigentlichen, ganz konventionellen Sinne denkt, verbindet direkt Orte wie die Schule oder Universitäten damit. Selbstverständlich lernt man dort rechnen, schreiben und auch die Evolutionstheorie. Aber es gibt noch andere Orte für Bildung, insbesondere, wenn man auf die ganzheitliche Entwicklung und Bildung von Kindern und jungen Menschen schaut!

Auch Sportvereine sind geeignete Orte für Bildung und Lernen. Dort können Kinder und Jugendliche ihre motorischen, körperlichen, persönlichen und sozialen Kompetenzen (weiter)entwickeln, sie können kreativ werden im Spiel, sie lernen, sich mit anderen im Team (in ihrer Peergroup) auseinanderzusetzen, entwickeln Ehrgeiz, Disziplin und Respekt vor anderen und tun mit Sport und Bewegung ganz nebenbei etwas für ihre körperliche und mentale Gesundheit – und entwickeln hierbei mitunter ihre „Gesundheitskompetenz“.

Das alles kann ganz beiläufig und zufällig im Sportgeschehen selbst passieren. Bildung und Lernen im und durch Sport können aber auch zielgerichtet durch Trainer*innen und Übungsleiter*innen angesteuert werden. Will ein*e Trainer*in bspw. die Kooperationsfähigkeit im Team und die Kommunikation untereinander verbessern, so kann dies methodisch und in einzelnen Lerneinheiten „geübt“ werden. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass die Trainer*innen ein positives Lernklima schaffen, Vertrauen in die jungen Sportler*innen haben, sie loben und als Individuen betrachten. Die Motive junger Menschen am Sport teilzuhaben sind häufig der Spaß am Sport, die Möglichkeit sich im Sport mit ihren Fähigkeiten einbringen zu können sowie Freiraum für offenes, kreatives Sporttreiben. Genau das darf bei allem Ehrgeiz nicht vergessen werden. Es gilt sowohl Sportvereine als auch Trainer*innen für die Schaffung dieser positiven Rahmenbedingungen für Bildung im Sport zu sensibilisieren.

Die Deutsche Sportjugend (dsj) ist der größte freie Träger der Kinder-und Jugendhilfe sowie die Bundesorganisation des Kinder- und Jugendsports. Sie macht sich in ihren vielfältigen Programmen und Projekten für die Interessen von Kindern und Jugendlichen im Sport stark und hebt die zahlreichen Sportvereine in Deutschland als Orte für Bewegung, Bildung und Entwicklung hervor. Dabei spielen Freiwilligkeit, Partizipation und insbesondere Bewegung, Spiel und Sport für die Qualität der Bildungsprozesse eine wesentliche Rolle. Wie Bildung im Sportverein gelingen kann, wird beispielsweise durch das Rahmenmodell zur Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport der dsj (in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ralf Sygusch) deutlich oder ganz konkret in den Selbstlernmaterialien für Trainer*innen, die im Rahmen des Erasmus+-Projekts ICOACHKIDS zur Vermittlung von pädagogischen Kompetenzen entwickelt wurden. Hier stehen die Bedürfnisse von 5-12-jährigen Kindern im Mittelpunkt und von diesen Bedürfnisssen ausgehend sollte Training und Sport gestaltet werden.

Aber Bildung im Sportverein geht weit über das Lernen im und durch Sport und Bewegung hinaus. Junge Menschen können bei der Übernahme von Aufgaben und Funktionen, wie z.B. als Trainer*in, Übungsleiter*in, Jugendsprecher*in oder Assistent*in lernen, selbstständig zu arbeiten, Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu treffen. Sie lernen vor einer Gruppe zu sprechen, jede Woche aufs Neue ihre Termine und Aufgaben wahrzunehmen und erwerben weitere Kompetenzen wie bspw. in den Bereichen Management, Koordination und Moderation, die sie in der Schule, im Beruf und im Alltag benötigen. Auch die sogenannten „Gestaltungskompetenzen“ im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind dem Sport nicht fremd. Sich und andere zu motivieren, planen und handeln können – das sind die Kernkompetenzen, die gerade im Sport erworben werden! All das ist Bildung.

Abschließend darf nicht vergessen werden, dass gemeinsames Sporttreiben Menschen verschiedener Kulturen zusammenbringt. Das wiederum fördert das gegenseitige Vertrauen und Verständnis sowie das Lernen von und miteinander. Insofern kann Sport auch zur interkulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen beitragen.

Grundsätzlich steht die Deutsche Sportjugend, insbesondere die rund 90.000 Sportvereine Deutschlands, für ein freudvolles Sporttreiben und Bewegung – und somit auch für mehr Bildung, Gesundheit, Gemeinschaft und Lebensfreude!

 

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